Mittwoch, 11. April 2007

TCM als starker Partner der Allergietherapie

Zehn Prozent der Österreicher leidet unter Asthma. 40 Prozent der Babys in Hamburg haben bereits eine Allergie. Im Labor des Bäckermeisters Wilhelm Kanne laufen bereits vielversprechende Versuche, allergische Reaktionen mit dem berühmten Brottrunk zu lindern.
Denn Allergien sind eine Immunschwäche. Im Mittelpunkt der falsch geleiteten Abwehrkräfte die Lunge und der Dickdarm. Eine Kombination, derer sich speziell die Traditionelle Chinesische Medizin annimmt. Dazu möchte ich den Wiener Spezialisten Prof. Meng zu Wort kommen lassen:

Traditionelle Chinesische Medizin: Akupunktur und Heilkräuter können bei Allergie und Asthma die Beschwerden lindern
Statement Dr. Gustav Meng, Arzt für Allgemeinmedizin und Traditionelle Chinesische Medizin

Bei der Entscheidung, ob sich jemand für eine westlich-schulmedizinische oder für eine traditionell chinesische Therapie entscheidet, spielt der Patientenwunsch eine maßgebliche Rolle. Oft probieren es Allergie- und Asthmapatienten zunächst mit der Schulmedizin westlicher Prägung, bleiben dann die Erfolge hinter den Erwartungen zurück, wenden sich viele der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) zu, die im übrigen in China an den Universitäten gelehrt wird – die Ausbildung in TCM dauert genauso lang wie ein an der westlichen Medizin orientiertes Studium in China. Wesentliche Bestandteile der TCM sind Heilkräuter und Akupunktur. Jedenfalls sollten die westliche und die traditionell chinesische Behandlungstradition nicht als alternativ im Sinne eines Entweder-Oder verstanden werden, sondern im Sinn von komplementär, also einander optimal ergänzend.
Die TCM kann nach heutigem Wissen Allergien und Asthma in der Regel zwar nicht heilen – dies trifft allerdings auch auf die westliche Medizin zu – sehr wohl kann die TCM aber die klinischen Symptome lindern und die Reaktionsbereitschaft des Organismus deutlich reduzieren. Die Beschwerden sind damit gut beherrschbar. Gelegentlich kommt es zu Spontanheilungen, allerdings nur in einer Minderheit aller Fälle.
Die TCM eignet sich auch sehr gut für die Therapie von Kindern. Die Voraussetzung für ihren Einsatz ist allerdings, dass sie die Behandlung akzeptieren, und sich nicht durch Nadelangst oder einen Widerwillen vor bitteren Kräutermedikamenten abschrecken lassen.
Bei der Pollenallergie und beim allergischen Asthma schaut der TCM-Arzt zuerst die Organfunktionen von Lunge und Dickdarm an. Denn gemäß der Organlehre der TCM kontrolliert die Lunge die Haut und die Schleimhaut, weil sich hier die Kontaktstellen des Körpers mit der Außenwelt darstellen. Weiteres wird das Verdauungssystem, insbesondere der Dickdarm untersucht. Als mögliche Krankheitsursache werden oft Schwäche des Abwehr-Qi verantwortlich gemacht. Danach kann das körperliche Abwehrsystem nicht adäquat reagieren und eine allergische Überreaktion kann so entstehen.
Als Therapiestrategie werden die Lunge und der Dickdarm unterstützt, wobei auch eine diäteische Begleitmaßnahme notwendig sein kann. Zum Beispiel kann der Arzt dem Patienten eine Kur von Akupunktur in Kombination mit Heilkräutern vor Beginn der Pollensaison verordnen und dadurch dessen Abwehrkraft stimulieren, um eventuelle spätere allergische Reaktionen zu mildern. So können auch die antiallergischen Medikamente reduziert werden. Oft zeigten Patienten neben inhalativer Belastung noch Kreuzreaktionen zu manchen Nahrungsmittel, auf die dann verzichtet werden sollte.
Grundtheorie der TCM
Die chinesische Medizin ist eine empirische Medizin. Ihre weitreichenden Erfahrungen finden immer wieder neue Bestätigung, die der nächsten Generationen zur Verfügung gestellt werden. Viele bewährte Rezepturen der Sinopharmakotherapie (chinesische Arzneimitteltherapie) existieren schon seit zweitausend Jahren und zeigen auch in der heutigen Zeit ihre unverminderte Wirksamkeit.
Die chinesische Medizin hat eine solide theoretische Grundlage und unterliegt strengen Regelungen. Sie erfolgt nach genauen Gesetzmäßigkeiten. Solche sind zum Beispiel die Yin-Yang- Lehre, die Organ-Lehre, die Lehre der fünf Wandlungsphasen, das Meridiansystem sowie die Zungen- und die Pulsdiagnostik.
Die Lehre von Yin und Yang
In der Grundtheorie der chinesischen Medizin steht an erster Stelle die Yin-Yang-Lehre. Sie gibt in der chinesischen Medizin den Grundton an. Der legendäre „Gelbe Kaiser“ erklärte dies mit folgenden Worten: „Yin und Yang sind das Wesen des Himmels und der Erde, die Gesetzmäßigkeit der zehntausend Dinge; sie sind Vater und Mutter jeder Veränderung, Anfang und Ende des Lebens und des Todes“.
Der Taoismus leitet sich auch von der Philosophie der Yin- und Yang-Lehre ab. Sie stellen die beiden Urkräfte dar und dienen im gesamten chinesischen Denken und so auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin als das Grundprinzip aller Erscheinungen, der Natur und aller Lebensvorgänge.
Die Lehre der fünf Wandlungsphasen
Eine weitere Theorie der Traditionellen Chinesischen Medizin ist die so genannte „Lehre der fünf Wandlungsphasen“, hier im Westen wird sie auch oft als „Lehre der fünf Elemente“ bezeichnet. Nach Ansicht der alten Chinesen können alle Erscheinungen des Kosmos symbolisch in fünf „Elementen“ dargestellt werden. Alle Vorgänge und Veränderungen in der Natur werden durch die Wechselwirkung dieser Elemente, in Verbindung mit dem Aspekt Yin und Yang erklärt. Die grundlegenden Beziehungen der fünf Wandlungsphasen zueinander sind daher der Schlüssel zur Erklärung der Wechselwirkungen zwischen den Organen des Körpers und zwischen den anderen zugeordneten Begriffen aus der Welt, mit welcher der Körper in Wechselbeziehung steht, das heißt, in der er lebt.
Diese Vorstellung von der Funktion des menschlichen Körpers folgt jenen Gesetzen, die auch für das gesamte Universum gültig sind. Die Lehren von Yin und Yang und von den Fünf Wandlungsphasen erweisen sich als verlässliche Richtlinien sowohl für die Diagnose als auch für die Therapie.
Die Organlehre
Die Organlehre ist ein wesentlicher Bestandteil der TCM. Sie erläutert die Zusammenhänge der Organ-Funktionskreise und deren Abhängigkeit von inneren bzw. äußeren Krankheitsursachen wie zum Beispiel Emotionen, Umwelt- und Klimaeinflüssen.
Ein Organ wird nicht nur anatomisch beschrieben, sondern auch dessen dazugehörige Funktionsvorstellung in Abhängigkeit von psychischer und physischer Aktivität und des momentanen kosmischen Einflusses. Wesentlichste und gemeinsame Aufgabe aller Organe ist, die Erzeugung, Erhaltung und Ergänzung der vitalen Essenz (Qi, Blut, Essenz und Körperflüssigkeiten) zu gewährleisten und ihre Zirkulation in den Organen, im Körper und im Meridiansystem zu garantieren. In der TCM drückt man eine Krankheit aus im Organbezug mit Störmuster, wie zum Beispiel, Lungen-Qi-Mangel oder Lungen-Hitze etc.
In einem Organfunktionskreis treten die Organe in gekoppelten Paaren auf und bilden jeweils eine Funktionseinheit. Zum Beispiel Lunge/Dickdarm. Das Yin-Organ hat dabei den substanziellen Aspekt und das Yang-Organ spiegelt den funktionellen Aspekt wider. Die Yin-Organe sind jene Organe, welche eine massivere Struktur aufweisen: Leber, Niere, Milz, Herz, Lunge und Perikard. Sie haben die Aufgabe, die vitalen Substrate wie Qi, Blut, Essenz und Körpersäfte zu speichern.
Die Yang-Organe hingegen sind jene Organe, welche einen Hohlraum besitzen: Magen, Dickdarm, Dünndarm, Gallenblase, Harnblase und „Dreifacher Erwärmer“. Sie haben die Aufgabe, die Nahrung und Flüssigkeit vorübergehend aufzunehmen, diese in „Qi“ und „Blut“ umzuwandeln und weiter zu verteilen. Weiters sorgen sie für die Ausscheidung der unbrauchbaren Abfallprodukte. In Kurzform dargestellt: Aufnahme – Transformation – Verdauung – Weitertransport – Ausscheidung.

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