Samstag, 8. März 2008

Die Post bringt allen was…

…zum Beispiel frohgemute Verwunderung.
Oder wie anders ist es zu erklären, dass unsere gute, alte, gelbe Post zwar allen etwas bringen möchte – selbst aber nichts nimmt. Eine Brief etwa.
Nun erinnern wir uns zwar, dass die Post einst in der Hauptsache dazu gezwungen wurde, Briefe u. Ä. zu befördern. Damit sich diese traditionelle Einrichtung dem nicht entziehen konnte, wurde sie sogar mit einem Monopol ausgestattet.
Inzwischen bröckelt das Monopol und Briefe sind so gar nicht mehr eine moderne Übermittlungsform. Wessen sich unser umgestaltetes Postwesen auch gleich zeitgemäß anzupassen versteht.
Daher wurden im Laufe der vergangenen Monate nicht nur Postämter geschlossen, sondern auch die ärgerlichen Briefeinwurfbehälter - kurz Postkästen – in großer Zahl abmontiert – ersatzlos entfernt. Eine kluge Entscheidung. Denn wenn weniger Briefe geschrieben werden, braucht es auch nicht die arbeitsaufwendigen Briefkästen. Und wenn es keine geeigneten Briefannahmeeinrichtungen mehr gibt, dann werden ja wohl endlich einmal auch weniger Briefe geschrieben werden.
So schlau denkend ist der Postfuchs!
Und er ist nicht nur schlau, sondern auch sehr fürsorglich. Denn niemand soll sagen können, dass er dann, wenn sein Bedürfnis übergroß ist, einen Brief befördern zu lassen, dazu nicht die Möglichkeit vorfindet.
Also gibt es die gelben Kästchen ja doch noch und vornehmlich in der Nähe eines Postamtes.
Worauf der ungeliebte Briefverfasser sogar zwei Varianten vorfindet: Brief (frankiert) in den Postkasten oder gleich hinein zum Schalter. Außer dem dualen System gibt es keine vernünftige Lösung, wie ich Ihnen an einem Beispiel gleich sehr bildhaft schildern darf:
Wien. Samstag vormittag. Brief soll zur Beförderung gelangen. Nächste und auch einzige nahe Gelegenheit, das Postamt Werdertorgasse im 1. Bezirk. Das Postamt ist selbstverständlich geschlossen. Aber – eine gelber Briefkasten lockt. Oder eigentlich nicht wirklich. Denn den Ärger gibt es angeschrieben: geleert wird der Sammler von Montag bis Freitag, exakt um 17.30 Uhr. Warum? Wenn das Postamt selbst doch just nur an diesen Tagen von 8 bis 18 Uhr offen hält…
Da es nicht zumutbar erscheint, dass sich der Brief einen Tag über Gebühr im dunklen Kasten fadisiert, scheint der Fussmarsch zur Hauptpost am Schwedenplatz gerechtfertigt. Hier herrscht noch echte Arbeitswut: Öffnungszeit täglich von 6 bis 22 Uhr. Eine Freude für Brief und Schreiber.
Und der Blick auf den Briefkasten außen vor bestärkt den Skeptiker: Entleerung zwar jede Stunde – jedoch nur bis 21 Uhr. Der Postfuchs liegt in seiner Demontagewut völlig richtig: Briefkästen sind aus jedem Argument her unnötig!