Montag, 18. Februar 2008

Das Fernsehen ist das Leben – oder umgekehrt?

Ich weiß ja nicht, ob es ihnen schon aufgefallen ist, aber das Fernsehen wird in unserem Leben immer wichtiger. Um nicht zu sagen, die Fernsehprogramme sind schon unser Leben.
Es begann völlig unauffällig mit Sport. Sport im Fernsehen ist eine Selbstverständlichkeit und je mehr Sportbegeisterte, durchs TV, desto mehr Sport wird gezeigt. Heute kann derjenige, der Fußball als Proletenbetätigung ansieht, in seiner Wohnküche auf das elitäre Golfen zappen. Es gibt Autorennen, Tennis, Schach oder Kartenspiele – alles auf der Mattscheibe in HD-Qualität und ohne sich selbst mühsamer Bewegung auszusetzen.
Dann kamen die Musikantenstadln, zu jeder Jahreszeit und für jeden Geschmack. Man braucht nicht selbst zu jodeln – man lässt.
Logisch, dass auch Tanzbegeisterte nicht mehr länger sich vom Schweiße des Partners benetzen lassen wollen – man guckt Dancing-Shows.
Zwar gibt es nur mehr wenige Verwegene, die sich noch selbst in die Küche stellen, um zu kochen – dafür boomen die Kochsendungen im TV ungemein. Mit Chips in der einen und der Fernbedienung in der anderen Hand lässt sich der Feinschmecker von heute von den besten Köchen der Welt verwöhnen. Es heißt ja auch, dass man mit dem Auge isst und dazu eignet sich das Fernsehen vorzüglich.
Wer so Unachtsam war und sich von den Worten des Papstes beeindrucken ließ, dem sind halt leider auch Kinder passiert. Nun, der Schaden lässt sich in Grenzen halten, kann man doch wenigstens die Erziehung dieser Problembankerten mit Hilfe der TV-Nanny in den Griff bekommen.
Offenbar sind nur die Dümmsten der Dummen noch am Lande zu Hause. Denn die verlegen alles und suchen dann wieder tagelang danach. Gut, auch da gibts Hilfestellung im TV – mit Bauer sucht Frau kann die schlimmste Demenz überwunden werden.
Das ist nur ein kleiner Auszug, wie der Breitbildschirm im Zimmer das Leben ersetzt.
Denn ganz gewiss sind schon neue Formate in Ausarbeitung. Erste Anfänge gibt es schon, mit Essen bei Prominenten. Wir brauchen dann nicht mehr nicht nur selbst kochen, sondern auch nicht mehr selbst essen.
Ganz In sollten eigentlich bereits Smoker-Stars sein. Ein Wettbewerb in einem Glaskobel auf einem beliebigen Flughafen, wo die unbelehrbarsten Raucher vom Publikum gekürt werden. Unter der Moderation von Prof. Kunze sieht man dann die attraktivsten Rauchkringel und braucht selbst nicht zu rauchen.
Womit wir uns schon dem Quotenrenner Nr. 1 nähern – der Ablebens-Show. Ein Millionenpublikum schaut Fremden in der Dritten Welt beim Sterben zu.
Wie gesagt, im TV ist ja alles nur Show – und man erspart sich das alles das auch wirklich selbst zu machen!