Freitag, 20. Juni 2008

Patient Baby

Na, endlich ist es so weit. Irgendwie ist mir das im Unterbewusstsein ja schon längere Zeit abgegangen. Doch - nun ist es so weit: die Medizin hat das Ungeborene im Mamabäuchlein als Patienten entdeckt.
Nachdem sich eine Reihe hochgradiger Wissenschaftler bereits erfolgreich damit abgemüht hat, in Forschung, Beratung und Praxis jeder Frau jeden Alters zum reifenden Samen zu verhelfen und nicht weniger eifrige Forschungskollegen die bestmögliche Geburts-Hochtechnik entwickelten, klaffte quasi eine neunmonatige Lücke.
Ein glückliches Wesen, dass praktisch unbehelligt und sorglos in einem glucksenden Schlaraffenland herumschwimmt – bamm Alter, das ist von vorgestern. Heutzutage werden Mutter und Sonnenscheinchen in Stress versetzt. Mit Ultraschall für Bildchen, die der Wetterkarte gleichen und schon frühzeitig die Vornamensdiskussion anheizen. Mit Nadelungen zur Blutanalyse und invasiven Eingriffen. Hätte der liebe Gott in seiner technikfeindlichen Schöpfung nicht darauf verzichtet, dem menschlichen Embryo vom ersten Daseinsmoment an ein Täschchen mitzugeben (bei den Kängurus funktioniert das doch tadellos), dann hätten Föten bereits Freude mit einer eigenen e-card.
Bei all diesen Entwicklungen wird nun auch eine warnende Stimme laut. Familienforscher Erich Bruckberger, 63, protestiert heftigst, wie unsere Gesellschaft mit der Generation vom morgen umgeht. In seinem Buch „Die Jahrhundert-Chance 9+36=90“ weist er gemeinsam mit dem Wissenschaftern der Akademie für professionelle Elternschaft nach, dass Babys bereits im Mamaheim und dann nur noch weitere drei Jahre zu dem geprägt werden, was uns später dann als Frau oder Mann erfreut – oder quält. Wie sehr Kleinstkinder dabei etwa unter elterlichem Streit, Scheidung, falschen „Erziehungsregeln“ und überholten Verhaltensnormierungen leiden, ist längst ausreichend bewiesen. Und zeigt sich Tag für Tag am Verhalten vieler Jugendlicher und – gestörter Erwachsener.
Das dazu nun auch noch die „Geburtshelfer“ im weißen Kittel den Babys Stress machen und an ihren immer früheren Patienten arbeiten – das ist verständlich, aber auch wirklich streng zu kontrollieren und möglichst zu unterbinden!