Sonntag, 27. April 2008

Wo bleiben die Kinderfreunde?

Als Teilorganisation der heimischen Sozialdemokraten, gibt es die wundervolle Einrichtung der „Kinderfreunde“. Der unauffällige Verein hat es sich offenbar zur Aufgabe gemacht, sich als Vorbild zu gerieren: stimmlos, im Hintergrund und nicht wahrnehmbar zu agieren – wie die meisten Erwachsenen eben heutzutage sich die Sprösslinge gerne wünschen. Gar nicht oder wenigstens nicht existent!
Dabei hätte der Schlafverein Kinderfreunde durchaus viele Gründe, um endlich aufzuwachen und in Kinderart das dümmliche Geschwätz der großen Erzieher und der kleingeistigen Politiker zu stören. Welchen Kommentar etwa gab es aus dem Mund der Kinderlobbyisten zum Thema Lehrer als Feinde der Kids? Das Buch dazu ist zwar ein Bestseller, Autor Salcher ein gern zitierter und interviewter Sachverständiger - nur die Kinderfreunde (aber natürlich auch die katholische Jungschar) stellen sich dazu nicht auf die Seite ihrer angeblichen Schützlinge. Als Vorfeldorganisation Mitte-Linken hat’s ihnen offenbar die Protestrede verschlagen, wenn Häuptling Häupl sich vehement für die Schule ab dem 5. Lebensjahr begeistert.
Den Kindern ein weiteres Kinderjahr zu stehlen, ihnen ein Jahr der Kreativität und des wirklichen Lernens zu rauben – das ist doch nur als neuerliches Verbrechen der Gesellschaft am Nachwuchs zu verstehen.
Oder wie soll man es bezeichnen, wenn einfach die Tatsache negiert wird, dass Kinder in ihren ersten sechs Jahren alles Wesentliche im Leben – Gehen, Sprechen, Spielen etc. - mit Freude und Neugier erlernen, während ihnen danach durch Zwangsprogramme das Lachen und die natürliche Wissbegierde gründlich verleitet werden?
Familienforscher Erich Bruckberger hat herausgefunden (demnächst in Buchform), dass die Prägung jener schrecklichen Erwachsenen, die wir Tag für Tag in unserem Umfeld ertragen müssen, durch die unsensible „Erziehung“ in ihren Kindertagen geschah. Das erklärt zwar manches, muss aber umso zorniger machen.
Zornig deswegen, weil wir es nicht schaffen wirklich Neues hervorzubringen und nur die Kreativität immer mehr abwürgen. Und Kinder sind nun einmal kreativ! Also sollten wir ihnen noch mehr Zeit geben und uns die Zeit nehmen, von ihnen zu lernen! Vielleicht könnten wir als kleines Land einmal eine Vorreiterrolle in der Welt übernehmen, indem wir Probleme leicht, locker und spielerisch mit einem (Kinder-)Lachen lösen. Vielleicht könnten wir einmal keine neuen Verboten erlassen und alte Gesetze in den Müll befördern. Mit einer Leichtigkeit, die wir sehr gut Kindern abschauen könnten.
Kreativität – wir treiben sie ja nicht nur Kindern und Jugendlichen aus! Welche großartige Erfindung bzw. welche zeitlosen Kunstwerke sind denn in unserem so sauberen Zeitalter der Kriminalisierung von Rauchern, Alkoholtrinkern, Schweinsbratenessern usw., tatsächlich entstanden? Oder waren nicht die Schöpfer bewunderter Werke von Ehedem allesamt Trinker, Raucher oder Hurenböcke?
Auch das sollte unseren fleißigen Verbietern zu denken geben.
Und nochmals zum Thema Schule: Was bei uns so gerne nachgeahmt werden würde, das US-System mit seinen Eliteschulen, zeigt nur von Ahnungslosigkeit. Denn die angesprochenen „Hoch“-Schulen glänzen weniger durch eine einzigartige Ausbildung, sondern durch ihre elitäre Sozialstruktur. So sitzt der (begriffsstutzige) Millionärssohn neben einem (wissbegierigen) Unterschichtler mit Stipendium. Daraus ergibt sich ein Netzwerkverbindung: in späteren Jahren hat der kreative Arme eine Idee, geht zu seinem reichen Freund und gemeinsam wird das Geschäft ausgebaut. Zum Vorteil von (dann nicht mehr lange) Arm und (noch mehr) Reich…
Schreiben Sie mir – und vielleicht können wir einen Anstoß geben. Zumindest, dass sich einmal die „Kinderfreunde“ auf „Echte Kinderfreunde“ umbenennen können!